Eifersucht unter Zwillingen verstehen und überwinden – 9 Wege im Umgang mit der Eifersucht

von | Aug 22, 2024 | Uncategorized

Eifersucht unter Zwillingen ist ein Thema, das vielschichtig ist und auf welches ich in folgendem Blog näher eingehen möchte. Ein wichtiger Schritt im Umgang mit der Eifersucht besteht darin, zu verstehen, woher diese Eifersucht überhaupt kommt und wie wir konstruktiv mit ihr

umgehen können.

Wie entsteht die Eifersucht?

Die Wurzeln der Eifersucht

Eifersucht entsteht häufig aus ungestillten Bedürfnissen. Zwillingskinder wachsen nicht nur miteinander auf, sie teilen auch ein intensives Band, das oft eng und konkurrierend zugleich ist. In der frühen Kindheit müssen sie lernen, dass sie gleichzeitig geliebt, gehört und gesehen werden können, auch wenn der Fokus manchmal auf dem anderen liegt. Dies kann zu einem tiefen Gefühl der Unsicherheit führen.

Die Enge dieser Beziehung kann auch dazu führen, dass sie die Erfolge und positiven Erfahrungen des jeweils anderen als Bedrohung empfinden. Bei Zwillingen ist der Vergleich vorprogrammiert – ob in der Entwicklung, im sozialen Umfeld oder bei den elterlichen Zuwendungen. Dieses bewusste oder unbewusste Vergleichen schafft einen Nährboden für Eifersucht.

Gesunde Kommunikation fördern

Investiere Zeit und Energie in die Förderung einer gesunden Kommunikation zwischen Deinen Zwillingen. Bring ihnen bei, wie man konstruktiv über Gefühle spricht. Dies könnte durch Rollenspiele geschehen, in denen sie lernen, ihre Emotionen in Worte zu fassen, anstatt sie in Aggression oder Rückzug zu kanalisieren.

Ein Beispiel wäre, dass Du Deinen Zwillingen einen gemeinsamen „Gefühlseingang“ anbietest – ein Platz, an dem sie sich über ihre Emotionen austauschen und verstehen können, dass es keine „guten“ oder „schlechten“ Gefühle gibt. Dies fördert Empathie und Verständnis füreinander.

Strategien zur Reduzierung von Eifersucht

1. Die eigene Geschichte reflektieren

Wie war das in Deiner Kindheit? Hast Du Geschwister? Erinnerst Du Dich noch an Gefühle von Eifersucht? Wie war und ist eure Beziehung heute? Deine eigene Geschichte kann auch Deinem Kind helfen, wenn du erzählst, wie es dir damals erging und wie Du dich gefühlt hast.

2. Annahme der Eifersucht

Wenn Du es schaffst, die Eifersucht deiner Kinder anzunehmen und da sein zu lassen, fühlt das Kind sich auch mit seinen starken Gefühlen angenommen.
Dafür braucht es, dass die Eltern sich selbst gegenüber annehmen, dass ihr Kind eifersüchtig ist. Und das es das darf.

3. Positive Bestärkung

Feier die Erfolge und positive Verhaltensweisen beider Kinder unabhängig voneinander. So wird jeder Zwilling in seiner Einzigartigkeit gesehen.

4. Jedes Kind ist einzigartig.

Da Zwillinge sich so nahe sind, passiert es schnell, dass wir sie miteinander vergleichen. Doch jedes Kind möchte in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen werden. Durch ihre Vorlieben versuchen sie geradezu sich vom anderen zu unterscheiden.
Kinder lieben es, wenn wir beschreiben, was sie genau ausmacht und zwar ohne Vergleich. Wenn sie in ihrer Einmaligkeit gesehen und erlebt werden, dann brauchen sie nicht so sehr in den Wettstreit zu treten.

5. Gefühle ansprechen und emotionale Sicherheit bieten

Ein Kind, was eifersüchtig ist, hat Angst. Angst, nicht genug geliebt zu werden. Angst vor dem Verlust von Aufmerksamkeit und Nähe. Es streichelt die Seele eines Kindes, ihm immer wieder zu sagen, wie wichtig es für uns ist.
Wenn ein Kind seine unangenehmen Gefühle zeigen darf, ohne dafür verurteilt zu werden, dann fühlt es sich sicher. Gefühle, die ausgedrückt werden können, verlieren an Bedeutung. Manchmal kann das Kind es noch nicht ausdrücken oder traut sich nicht. Es ist wirklich hilfreich für das Kind es zu fragen:  „Fühlt sich das gerade an wie ein Klumpen im Bauch?“ Kinder antworten auch erstaunlich offen auf die Frage: „Bist du gerade eifersüchtig?“ mit ja, wenn sie spüren, dass sie dafür nicht verurteilt werden.
Dem, was in ihnen vorgeht, einen Namen zu geben, erleichtert sie. Und wenn sie erfahren, ich darf eifersüchtig sein und werde immer noch geliebt, ist das eine Erfahrung fürs Leben.

6. Exklusivzeit

Eine der größten Ängste von Kindern ist die Angst, für die Eltern nicht (mehr) wichtig zu sein. Doch es sind nicht die Worte allein, die einem Kind das Gefühl emotionaler Sicherheit geben, sondern die Handlungen. Aktiv etwas mit dem Kind zu machen macht es glücklich.
Der Elternalltag ist voll und manchmal geht die Exklusivzeit für jedes Kind unter. Wenn ein Kind ein besonders auffälliges Verhalten zeigt, ist es als Erste Hilfe Maßnahme wichtig, diesem Kind sich immer wieder exklusiv zuzuwenden. Und zwar in einem konfliktfreien Raum. Wenn ich als Mutter von mir aus auf mein Kind zugehe und ihm sage: „Ich habe gerade große Lust, dir vorzulesen oder mit dir zu malen“, dann fühlt das Kind sich wichtig. Es braucht dann nicht erst um die Aufmerksamkeit kämpfen. Kommen wir unserem Kind also einfach zuvor, indem wir ihm rechtzeitig exklusive Aufmerksamkeit geben.

7. Zuhören ohne Bewertung

Viele Konflikte können Kinder, je nach Alter, selbst lösen. Sie lernen wichtige Kompetenzen im Streit, die ihnen für ihr Leben helfen. Manchmal brauchen sie aber unsere Unterstützung. Wenn Eltern in Geschwisterkonflikte eingreifen, weil sie zu eskalieren drohen, ist die wichtigste Regel: Keine Bewertung und kein Urteil.
Viele Konflikte beruhigen sich allein dadurch, dass die Eltern empathisch zuhören.
Im Grunde nehme ich als Mutter bei einem Konflikt der Geschwister die Rolle einer unparteiischen Mediatorin ein.

8. Fürsorge bemerken

Oft nehmen wir nur das nicht sozial verträgliche Verhalten der Kinder wahr und schimpfen dann. Doch die meisten Kinder haben jeden Tag unzählige positive Verhaltensweisen. Wenn du etwas Positives bemerkst, dann sage deinen Kindern, dass du das siehst und dich darüber freust. Es geht dabei nicht um Lob, sondern darum, dass sie in ihren kooperativen Verhaltensweisen wahrgenommen und bestärkt werden. Das tut ihnen einfach gut.

9. Erweitere das soziale Netz

In traditionellen Kulturen gibt es außer den Eltern noch andere Erwachsene und auch ältere Kinder, die sich für kleine Kinder verantwortlich fühlen und zu denen sie eine Beziehung haben. Kinder sind dadurch besser aufgefangen als hierzulande, wo oft sogar die Großeltern nicht in der Nähe wohnen.
Jahrmillionen lang haben Menschen im Clan / Gemeinschaft gelebt. Auch heute brauchen Kinder eine Gemeinschaft. Rein aus der Evolution her sind wir Menschen Herdentiere. Früher hätten wir als Einzelgänger gar nicht überlebt.
Sich kontinuierlich ein gutes soziales Netz an Beziehungen aufzubauen hilft kleinen Kindern, ihre Bedürfnisse nach Nähe und Verbindung nicht nur durch die Mutter oder den Vater zu erfüllen.

Fazit

Eifersucht unter Zwillingen ist ein komplexes, aber unter Umständen auch heilendes Thema. Es bietet viel Raum zur Entfaltung von Emotionen und zum Wachstum der Kinder – sowohl individuell als auch in ihrer Beziehung zueinander. Indem wir diese Emotionen würdigen und nicht tabuisieren, weiter noch diese auch validieren und den Zwillingen die Werkzeuge für eine gesunde Kommunikation an die Hand geben, können wir nicht nur die Eifersucht mindern, sondern auch die Bindung und das Verständnis zwischen den Zwillingen stärken. So fördern wir nicht nur ihre Persönlichkeitsentwicklung, sondern bereiten sie auch auf ein Leben voller emotionaler Intelligenz und Empathie vor.

Wenn Du Dir Unterstützung in Deinem Zwillings-Mamaalltag wünschst und merkst, dass Du für ein harmonisches Familienleben mehr brauchst als Alltagstipps, und Du anfangen möchtest Dich selbst und Deine Prägungen besser zu verstehen, dann melde Dich gerne bei mir.

Ich freue mich auf Dich.

Deine Estelle https://estellehaenel.de/kontakt/

Was ist traumasensibles Coaching?

Was ist traumasensibles Coaching?

In meinen Coachings für Zwillingsmamas bin ich häufig mit dysregulierten Nervensystemen konfrontiert. Deshalb ist es für meine Arbeit so wichtig, das Nervensystem und seine Bedeutung in meine Coachings mit einzubeziehen und entsprechend auch traumasensibel zu...